05. Okt. 2023 - 07. Juli 2024

Schlossmuseum Linz - OÖ Landes-Kultur GmbH

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Österreichs größtes Korallenriff | Schlossmuseum Linz - OÖ Landes-Kultur GmbH

Gehäkelte Meere und andere Abstraktionen - ein kollaboratives Projekt von CHRISTINE & MARGARET WERTHEIM und dem Institut For Figuring inspiriert von Mathematik und Klimawandel

Über die letzten Monate haben etwa 1.500 Menschen in ganz Österreich und darüber hinaus Korallen gehäkelt, um zu Österreichs größtem Häkel-Korallenriff beizutragen. Die gehäkelten Installationen sind Teil des weltweiten Crochet Coral Reef-Projekts der in Australien geborenen und in Los Angeles lebenden Künstlerinnen Christine und Margaret Wertheim. Als Künstlerinnen und Wissenschaftsautorinnen erforschen die Schwestern Wertheim Grenzen und Verbindungen zwischen Kunst, Wissenschaft, Mathematik und kollaborativer Arbeitsweise. Ihr Projekt nutzt das traditionelle Handwerk des Häkelns, um großformatige Skulpturen und Wandarbeiten zu schaffen, die an Meereslandschaften und lebende Riffe erinnern. Tausende Menschen haben mittlerweile für diese Ausstellungsserie Korallen gehäkelt. Das Projekt der Wertheims hat weltweite Aufmerksamkeit erregt und wurde unter anderem auf der Biennale von Venedig gezeigt.

Das gehäkelte Riff und das Wandbild sind die jüngsten Beiträge zu einem weltweiten Archipel von gehäkelten Riffen, die in mehr als 50 Städten und Ländern entstanden sind. Zusammen bilden diese Wollwunder eine Art ständig wachsende synthetische Ökologie, die sich immer weiter ausbreitet. Das Austrian Satellite Reef wurde von der traditionellen österreichischen Handwerkskunst inspiriert, einschließlich der Goldhaubenstickerei, des rot-weißen Kreuzstichs und des Blaudrucks. Die schillernden abstrakten Gemälde von Gustav Klimt waren ebenfalls eine Inspiration für die Einbeziehung von Gold- und Violetttönen. Geologisch gesehen beziehen sich die Werke auf das einstige Urmeer mit seinen Korallen, deren Überreste noch in den Becken und Alpen Oberösterreichs zu finden sind.

Der Großteil der gezeigten Häkelkorallen stammt aus Oberösterreich, auffallend stark vertreten sind aber auch Wien und Vorarlberg, einzelne Beiträge kommen auch aus dem Ausland. Gehäkelt wurde nicht nur in den elf gut besuchten Häkeltreffs im Schlossmuseum sondern auch in Partnerschulen wie dem Schauer Gymnasium Wels und in zahlreichen individuell organisierten Häkelrunden im ganzen Land.

KORALLENRIFFE UND DER KLIMAWANDEL
In der Nacht, in der die Wertheim-Schwestern 2005 ihr Projekt Crochet Coral Reef begannen, scherzten sie noch, dass ihr Wollriff eine Erinnerung an das Great Barrier Reef in ihrem Heimatland Australien sein könnte, sollte es jemals aussterben. Dieser Gedanke ist kein Scherz mehr. Das vergangene Jahr war weltweit das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Meerwasser um die Korallenriffe und in den Polarregionen hat einen für die Menschheit noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Jetzt, da im Pazifischen Ozean wieder ein "El Nino" entsteht, werden für das Great Barrier Reef noch heißere Temperaturen vorhergesagt. Die Erwärmung des Wassers stellt eine enorme Belastung für die Korallen dar, denn diese Organismen sind auf mikroskopisch kleine Algen angewiesen, um sich zu ernähren. Wenn die Temperaturen steigen, verschwinden die Algen, was zum Aussterben der Korallen führen kann. Mittlerweile sagen Wissenschafter/innen voraus, dass die Korallenriffe bei anhaltender Erwärmung noch in diesem Jahrhundert verschwinden könnten.

HYPERBOLISCHE GEOMETRIE
Die krausen und gewundenen Formen der Korallen stellen eine Art von Geometrie dar, die "hyperbolisch" genannt wird - eine Alternative zur flachen euklidischen Geometrie, wie wir sie in der Schule lernen. Viele lebende Rifforganismen, wie Korallen, Seetang, Meeresschwämme und Nacktschnecken, sind biologische Erscheinungsformen der hyperbolischen Geometrie. Obwohl Mathematiker/innen hunderte von Jahren damit verbracht haben, zu beweisen, dass so etwas logisch unmöglich ist, spielt die Natur schon seit hunderten Millionen Jahren mit hyperbolischen Formen. 1997 entdeckte Dr.in Daina Taimina, eine Mathematikerin an der Cornell University, dass man Modelle dieser Geometrie durch Häkeln herstellen kann. Seit 2005 haben die Wertheims Taiminas Erkenntnisse weiterentwickelt, um eine sich ständig ändernde Taxonomie von Häkelformen zu erstellen, die Abweichungen von der reinen mathematischen Form darstellen.
http://crochetcoralreef.org

Das österreichische Satellitenriff wurde kuratiert von Petra Fohringer, Romina Dodic Szepe,
Gabriele Kainberger, Sandra Kratochwill, Genoveva Rückert, in Zusammenarbeit mit Christine
und Margaret Wertheim.

Ausstellungsdauer: 5. Oktober 2023 bis 7. Juli 2024
Ausstellungseröffnung: 4. Oktober 2023, 19:00 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, Feiertag: 10:00 - 18:00 Uhr